Wozu sollte ich eigentlich Lebensmittelvorräte anlegen?
Unsere Großeltern hatten immer alles auf Vorrat und mehrfach zuhause. Waren von einem Lebensmittel nur noch 1 oder 2 Stück auf Lager, brach Panik aus und es musste neues eingekauft werden. Am besten gleich 5 bis 10 mal. Im Regal standen die Einmachgläser * und es waren zentnerweise Kartoffeln eingekellert. Wein blubberte in großen Gärballons *, selbstgemachtes Sauerkraut duftete aus Tontöpfen * oder Fässern. Das lag vor allem daran, dass die meisten von Ihnen schon einen Krieg und schwere Hungersnöte oder Versorgungsengpässe mitgemacht hatten. Sie wussten also ganz genau, wenn sie sich immer nur auf andere verlassen dann sind Sie verlassen!

Durch technologischen Fortschritt, Kühlketten, und Supermärkte an jeder Ecke haben wir ein ständiges Gefühl der Sicherheit und damit das Vorsorgen verlernt. Die meisten Menschen unserer jetzigen Zeit kennen nur noch unser perfekte Just-in-Time Prinzip, Nahrung in Hülle und Fülle, ein Überangebot von allem. Ja es gibt teilweise sogar eine Überproduktion an Lebensmitteln und im Supermarkt werden täglich Obst und Gemüse in Massen entsorgt. Ist Zuhause etwas nicht mehr haltbar, wird es lieber weggeworfen und neu gekauft. Wenn man etwas für später plant oder glaubt etwas vorzusorgen, dann kauft man die Produkte einfach als Tiefkühlware.
Doch was passiert im Katastrophenfall mit Szenarien wie Hochwasser, starker Schneefall, einer Pandemie wie aktuell beim Coronavirus, vielleicht sogar ein (Bürger)Krieg oder kriegsartige Zustände. Was ist wenn der Strom für einige Tage ausfällt, der Kühlschrank immer leerer wird und alle Tiefkühlprodukte langsam verderben?
wie ein Jungvogel im Nest - die Abhängigkeit von der Lieferkette
Jeden Tag transportieren wir auf dem Land- Luft- und Wasserweg tonnenweise Nahrung von nahezu jedem Teil der Erde. Doch dieses perfekte System, welches läuft wie ein Uhrwerk, hat viele Schwachstellen und wir machen uns damit vor allem Abhängig. Wie ein Jungvogel der im Nest wartet bis eines der Eltern wieder einen Wurm bringt. Milchprodukte, Obst und Gemüse aus aller Welt, Fleisch, Fisch, Öle & Fette, Kaffee, Wein uvm.
Bricht auch nur ein Glied in der filigranen Lieferkette auseinander, bleiben die Regale im Supermarkt, im Restaurant oder sogar beim kleinen Bäcker leer. Bringen die Eltern keine Nahrung mehr, sterben die Jungen da Sie nichts oder zu wenig in der Nähe finden selbst wenn sie das Nest verlassen könnten.
Gibt es einen längeren Stromausfall oder einen Blackout, verdirbt nun auch die Tiefkühlware und die angedachten Reserven schmelzen dahin. Die regionale Produktion ist überhaupt nicht dafür ausgelegt oder darauf vorbereitet plötzlich Massen an Lebensmitteln zu liefern.

Obwohl der Trend leicht Rückläufig ist und mehr und mehr Menschen ihre Einkäufe wieder bei Biobauern und lokalen Herstellern tätigen, wird ein riesiger Anteil aus anderen Ländern importiert oder am anderen Ende des Landes produziert.
Importe von Lebensmitteln nach Deutschland: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/321632/umfrage/import-von-nahrungsmitteln-nach-deutschland-nach-warengruppen/
welche Lebensmittel sollte ich einlagern?
Ein Hamsterkauf ohne das richtige Wissen wird sich sehr schnell als Geldverschwendung herausstellen und ist auch unnötig. Du wirst vieles entsorgen bevor du es wirklich brauchst. Der Markt bietet zwar auch spezielle Notfallnahrung oder Langzeitlebensmittel wie beispielsweise NRG-5 * mit bis zu 20 Jahren Haltbarkeit oder BP-5 mit einem Haltbarkeitsdatum von mindestens 5 Jahren, aber diese hat 2 entscheidende Nachteile zu denen wir später kommen. Es reicht auch nicht, sich Getreide in einer Weithalstonne * oder einem Fass zu lagern wie es häufig im Netz propagiert wird. Das alles kann immer eine Ergänzung zu einem guten Lebensmittelvorrat sein aber seien wir mal ehrlich – niemand außer vielleicht echte Hardcoreprepper haben doch selbst einmal Getreide zu Mehl gemahlen und daraus ein Brot gebacken bzw. Tagelang davon gegessen.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten:
– man lädt sich die Notvorrat Checkliste als Pdf vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BBK) herunter. Dort wird zu einem Vorrat für 10 Tage geraten. Es sind neben empfohlenen Lebensmitteln auch allumfassende Tipps dabei. Diese Notfallvorsorge Checkliste bietet erst einmal einen guten Überblick zu einem guten Grundvorrat. Ausdrucken bitte nicht vergessen.
– du nimmst nur Lebensmittel die du kennst und ständig verwendest. Dafür legst du dir ein Wälzlager an, ein Monatsvorrat sollte angestrebt werden. Lagere also die Sachen, die du auch ständig verbrauchst und gerne magst. Du überprüfst trotzdem mit der Checkliste vom BBK ob alle Makronährstoffe, also Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett abgedeckt sind und ergänzt gegebenenfalls (unser Tipp).
– du kennst sich sehr gut mit Lebensmitteln, Nährwerten und Mindesthaltbarkeiten aus, legst mehr Wert auf Funktionalität als auf Geschmack und stellst dir individuell etwas zusammen (für Fortgeschrittene)

Leider sind lange haltbare und gut lagerfähige Nahrungsmittel wie Nudeln oder andere Weißmehlprodukte, Dosennahrung oder eingemachtes oft sehr Kohlenhydrat-lastig. Für eine ausgewogene Ernährung brauchst du aber auch zwingend genügend Eiweiß. Dies ist meistens nur in schlechter haltbaren Formen bzw. häufiger in frischen Lebensmitteln zu finden. Eiweißmangel kann zu Unzufriedenheit und Stimmungsschwankungen führen, macht dich müde & unkonzentriert und ist oft verantwortlich für Abgeschlagenhheit. Bei einem schweren Mangel kann es sogar zu Depressionen kommen – alles nichts was du in der Krise brauchst!
Eine gute Ergänzung um körperlich und psychisch fit zu bleiben, sowie weniger Muskelmasse während der Zwangsdiät in der Krise zu verlieren sind z.B. Eiweißpulver. Diese Pulver gibt es in diversen Geschmacksrichtungen und sie sind lange haltbar. Mit geschmacksneutralen Varianten lassen sich deine Gerichte etwas aufpeppen ohne den Geschmack zu beeinflussen oder du trinkst ihn als Shake mit Geschmack in Wasser bzw. Milch einfach nebenbei.
Wir empfehlen hier z.B ein hochwertiges Proteinpulver aus Deutschland wie das ESN Designer Whey Protein * in der 1000g Tüte.
Wenn du dich hier erst einmal langsam heran tasten, deinen Lieblingsgeschmack finden willst, oder einfach kleinere Gebinde möchtest, ist vielleicht erst einmal die Probierbox * z.B. von Mammut mit 10 kleinen Portionsbeuteln a 25g etwas für dich. Inzwischen kann dir das Plus an Eiweiß beim kosten und probieren bis zur Krise schon einmal helfen fitter zu werden.
Übrigens – das nach unserer Meinung beste Lebensmittel mit guter Lagerfähigkeit, gutem Preis/Leistungsverhältnis und bester Verfügbarkeit sind Haferflocken. Falls du Sie nicht sowieso schon in deiner täglicher Ernährung integriert hast, solltest du das auf jeden Fall testen. Wenn es dir schmeckt, hast du mit ein paar Tüten davon schon ein Top Lebensmittel im Lager, welches lange satt macht und ein sehr ausgewogenes Nährwertprofil hat.
welchen Vorteil hat ein Lebensmittellager mit Notvorräten?
Neben dem Unterschied ob man in einer langanhaltenden Krisensituation verhungert oder durch Unterversorgung schwer erkrankt, gibt es auch bei ausbleibender Krise ein paar weitere Vorteile:
– Bei einem Stück für Stück aufgebauten Monatsvorrat deiner täglichen Lebensmittel hast du die Kosten für den Einkauf verteilt. Damit hast du dann z.B. sogar bei kurzfristigen finanziellen Problemen oder Arbeitslosigkeit einen kleinen Puffer und du musst auf nichts verzichten. Der Wert eines Monatseinkaufs liegt bei den meisten über 150 €.
– Du kannst Dinge mehrfach im Angebot kaufen, dein Lager auffüllen und bis zum nächsten Schnäppchenangebot davon leben. Damit kannst du nicht unerheblich deine monatlichen Einkaufskosten senken. Die Ersparnis kann locker bis zu 30% ausmachen (bei 200 € pro Monatseinkauf schon 60 € Ersparnis jeden Monat). Du schaffst dir also nicht nur einen Puffer, du senkst damit auch langfristig deine Kosten für Lebensmittel.
– Deine Lieblingslebensmittel sind immer im Haus… Milch alle, Ketchup leer? Die letzte Packung von was auch immer gibt es dann theoretisch nicht mehr, denn du hast zum Glück noch ein paar im Vorratslager
– legst du dir ein breites Spektrum all deiner Lieblingssachen an, wirst du sicher mehr Auswahl zuhause haben, als bei einem spontanen Tages- oder Wocheneinkauf. Nebenbei bist du so außerhalb der Krise z.B. auch mal für plötzlichen Besuch gewappnet. In der Krise musst du auf nichts verzichten was deine Motivation länger aufrecht erhält. Die Gefahr von gesundheitlichen Nebenwirkungen einer einseitigen Ernährung sinken damit auch gleich.
Wo lege ich Vorräte am besten an? Der Ort für das Vorratslager
Zunächst ist das ein wenig abhängig von deiner Wohnsituation. Ein Vorratslager in einem Haus unterscheidet sich natürlich zu dem einer 2-Zimmer Wohnung. Wer ein Haus mit Keller und anderen Räumlichkeiten besitzt hat hier definitiv Vorteile. Aber auch in einer Mietwohnung lassen sich Plätze oder zusätzliche Regale/Möbel für ein Lebensmitteldepot einrichten.
Generell sollte bei der Auswahl des Vorratsraumes auf folgendes geachtet werden:
– der Raum sollte für das maximale Haltbarkeitspotential bestenfalls kühl, trocken und eventuell dunkel sein (keine direkte Sonneneinstrahlung)
– örtlich möglichst nahe am späteren Hauptaufenthaltsort liegen
– nicht unbedingt außerhalb der Wohnung direkt an Fluren/Treppenhäusern (Mehrfamilienhaus) und Haupteingängen liegen sowie (besonders im EG) nicht von außen einsehbar sein
– je nach der Art des zu lagernden Lebensmittels, kann es sinnvoll sein auf mehrere Orte aufzuteilen (z.B. Kartoffeln oder selbstgemachten Wein im Keller, Nüsse & Getreide nur im trockenen)
– eine eigene Beleuchtung mittels Campinglaterne * (unbedingt nur mit Batteriebetrieb) oder eine selbstgebaute Beleuchtung mit 12V Batterieversorgung (z.B Autobatterie) ist sinnvoll
Wie lege ich Vorräte an? Ein Vorratslager einrichten
Vorab – Ordnung ist das halbe Leben, es empfiehlt sich auf jeden Fall die einzelnen Schubladen, Gefäße oder Regalböden alle zu Beschriften. Das geht am besten mit einem Etikettendrucker. So kann man die geklebten Schilder immer wieder erneuern.
Als Lagermöglichkeit eignet sich vieles, vom offenen Regal bis zum plünderungssicheren Waffenschrank – hier ein paar Beispiele nach Sicherheit sortiert:
- Regale
- normale Schränke, Kommoden
- Umkleiden und Spinte
- eigene Lagerräume oder begehbare Schränke
- Schaltschränke aus Kunststoff oder Blech
- Waffenschränke, große Tresore
Es empfiehlt sich mehrere Ebenen oder Abtrennungen zu schaffen und z.B. nach Verfallsdatum zu sortieren.
Längste haltbarkeit (MHD mindestens 2 Jahre oder bis „Jahresangabe xy“):
- Hier kommt alles rein, was ihr frisch eingekauft habt und mindestens 2 Jahre oder mehr haltbar ist
Mittlere Haltbarkeit (z.B. 2020-2021):
- Alles was zwischen 1 und 2 Jahren haltbar ist kommt hier hinein. Findet ihr beim frisch auffüllen im oben beschriebenen Regal die ersten gealterten Produkte, werden diese einfach in dieses Regal gestellt. Findet ihr hier bereits stark gealterte Lebensmittel, dann kommen diese einfach in das nächste Regal der folgenden Beschreibung.
Weniger als ein Jahr und Schnellstens zu verbrauchen (z.B. „aktuelle Jahreszahl“):
- Hier kommen einerseits die Lebensmittel mit Haltbarkeiten unter einem Jahr rein, wie H-Milch, Kaffeesahne, Müsliriegel usw.
- andererseits sortiert ihr hier beim Wälzen (also dem frisch auffüllen und prüfen der Haltbarkeitsdaten) die bald ablaufenden oder schon abgelaufenen Lebensmittel aus. So wisst ihr immer dass diese Lebensmittel zuerst aus dem Lager verbraucht werden müssen.
Natürlich erfordert dieses oder andere Systeme erst einmal eine gewisse Übung und Routine. Das Prinzip welches hier verfolgt wird ist ungefähr das Gleiche wie in jedem Supermarkt, frische Ware wird immer ganz hinten einsortiert. Die älteren Produkte rutschen automatisch vorne dran und ihr greift im Normalfall genau dort zu, so dass die Ware immer vor eintreten des Verfallsdatums verbraucht wird.
Dies kann man sich übrigens beim Einkauf für sein Lebensmittellager zu nutze machen und immer die Artikel mit der höchsten Haltbarkeit von ganz hinten aussuchen. Das kann je nach Produkt ein paar Monate länger oder kürzer ausmachen.
Getreide bevorraten in der Krise sinnvoll?
Nachdem wir wissen, dass wir mit einem durchdachten und abwechslungsreichen Lebensmittelvorrat eine gewisse Krisendauer gut überbrücken können, kannst du optional dein Grundsortiment weiter ausbauen und verfeinern. Eine Möglichkeit davon ist z.B Getreide einlagern.

Getreide lässt sich besonders lange bevorraten und wird in trockenen Fässern und Tonnen aufbewahrt. Besonders atmungsaktiv aber dann nicht ganz so Nagersicher sind z.B. Jutesäcke *. Das volle Getreidekorn hat sehr viele Nährstoffe und kann bei Bedarf in der gewünschten Menge frisch weiterverarbeitet werden. Zudem ist es sehr günstig und fast überall zu besorgen. Aus 800g Getreidekorn bekommt man ca. 1kg Brot.
Allerdings ist die Lagerung von Getreide für eine Krisensituation nicht unbedingt für Anfänger zu empfehlen und eher als „Topping“ zu einem guten Lebensmittellager zu sehen.
Warum? Du kannst Dich gerne zu Testzwecken (und auf eigene Verantwortung) Beispielsweise einmal 3-5 Tage ausschließlich von „Getreide“ ernähren. Versuche eine echte Notsituation nachzuspielen indem du das Getreide mit Muskelkraft selbst zu Mehl verarbeitest und Beispielsweise Brot backst. Dann merkst du nämlich auch, dass dir vermutlich neben einer mechanisch/elektrischen Getreidemühle *, neben Wasser, Salz und Hefe (am besten Trockenhefe *) ganz zum Schluss überhaupt eine krisensichere Backmöglichkeit fehlt. Hast du einen Gasherd oder so etwas wie eine Küchenherd mit Holzbefeuerung? Die Wahrscheinlichkeit dass es nämlich keinen Strom gibt ist sehr hoch – sonst wäre es ja keine Notsituation.
Weiterhin gibt es bei der falschen Lagerung von Getreide nicht unerhebliche Risiken wie Schimmel oder das gefährliche Mutterkorn. Es ist also Teilweise eine gewisse Pflege und Kontrolle des Getreidevorrats zu beachten.
Von dem physischen und psychischen Aspekt sich tage- oder wochenlang rein von Getreide oder daraus gewonnenen Produkten zu ernähren einmal abgesehen.
Die Alternative zum Lagern und verwenden des ganzen Korns, ist sich einfach das fertige Mehl im Supermarkt zu kaufen. Das verwendet man im Alltag doch öfter und kann es mit einem Wälzlager immer wieder erneuern und verbrauchen.
Wenn du also noch nie ein Brot selbst gebacken hast, geschweige denn Mehl selbst gemahlen, solltest du dich vorher besser noch einmal informieren und dir möglichst ein Buch über Brot selber backen * besorgen und es einfach versuchen.
